Kommunale Gesundheitsförderung (2/2)

In einem vorherigen Beitrag haben wir ja bereits übergreifende Aspekte zur Gesundheitsförderung in der Kommune aufgegriffen. In diesem Beitrag möchten wir nun auf sehr konkrete Empfehlungen eingehen im Kontext von Bewegung und Ernährung.

Bewegung

Treppen: Öffentliche Orte werden von der Stadt gestaltet. Dazu zählen auch Treppen. Aktionen wie #treppegehtimmer animieren mit Hilfe witziger Sprüche und dem passenden Design Fußgänger dazu, die Treppe zu nehmen, anstatt eine Rolltreppe oder einen Fahrstuhl. Hier können individuelle Sprüche gefunden werden, die insbesondere zu der jeweiligen Stadt passen.

ÖPNV: Auch der öffentliche Nahverkehr bietet sich als Möglichkeit der Einführung gesundheitsförderlicher Nudges an. Eine relativ einfache Möglichkeit, wäre es Informationen an Bushaltestellen anzubringen, die darüber informieren, wie lange man zu Fuß zur nächsten Haltestelle braucht. Die gleichzeitige Angabe, wann der nächste Bus kommt, kann dann dazu führen, dass das sonstige Herumstehen an der Bushaltestelle durch Laufen zur nächsten Haltestelle ersetzt wird.

Bewegungs-App: Auch die Verknüpfung mit einer ÖPNV-App kann zu Bewegung animieren: man müsste lediglich ein zusätzliches Feld in der Eingabe bereitstellen, wo Nutzer eintragen können, wie viele Minuten sie zu Fuß gehen möchten. Die App berechnet dann automatisch eine Verbindung, die genau dies berücksichtigt.

„Nimm noch einen Zug bis zum nächsten Bus“: Entscheidet man sich doch, an einer Bushaltestelle zu warten, kann die Wartezeit für kurze Kraftübungen genutzt werden, in dem Trimm-dich-Geräte in den Bau der Haltestelle integriert werden. Damit könnte man vielleicht den Stationen in den Parks Konkurrenz machen? 😊

Fahrradfreundlichkeit: Ich weiß, gar nicht besonders neu, aber auch wir wollen diesem Thema aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht nochmal vermehrt Aufmerksamkeit schenken: Gut ausgebaute, verkehrssichere Wege (z. B. durch eine klare farbliche Markierung) und viele Abstellmöglichkeiten setzen mögliche „Ausreden“, das Fahrrad nicht zu benutzen, außer Gefecht. Im Gegenteil, sie machen die Nutzung des Fahrrads so einfach und gleichzeitig so sicher wie möglich.

Spazierfreundlichkeit: Ähnlich wie der Ausbau fahrradfreundlicher Wege zu häufigerem Fahrradfahren führt, erzielt der Ausbau von Spazier- und Laufrouten bzw. Gehwegen erhöhtes Laufen. Das kann durch auffällige, informative und sogar humorvolle Kennzeichnung, gute Beleuchtung und geringer Lärmbelästigung sogar weiter unterstützt werden.

Ernährung

Auch das Thema Ernährung wird von der Kommune stark beeinflusst. So sind Schul- und Betriebsgastronomien bzw. Kantinen, Supermärkte oder Restaurants alles Orte der Öffentlichkeit, in denen Essverhalten und Ernährungsentscheidungen getroffen werden.

Kantinen: Gerade Kantinen bieten ein hervorragendes Setting zur Förderung gesunder Ernährung durch die Änderung der Entscheidungsarchitektur. Durch Anpassung des Angebots und Nutzung kommerziell üblicher Werbe- und Marketingtechnikenkönnen gesunde Speise deutlich hervorgehoben werden. Die vielen Möglichkeiten der Änderung der Entscheidungsarchitektur in Kantinen haben wir bereits in einem vorherigen Blogbeitrag ausführlich dargestellt, diesen findest du hier.

Supermärkte: Auch die Zusammenarbeit und Kooperation der Kommune mit lokalen Supermärkten stellt eine große Chance dar. Diese können nämlich zahlreiche erprobte Maßnahmen zur Förderung gesunder Ernährung vornehmen. Zum Beispiel:

  • Shelf-Talker: kleines Hinweisschild signalisiert gesunde Qualität
  • Familienkasse: ausgewählte Kasse mit ausschließlich gesunden Nahrungsmitteln
  • „Grüne Regale“: zusätzliches Hervorheben gesunder Produkte durch auffällige Kästen/Farben
  • „Gesunde Ecke“: Einkaufswagen mit extra Fach für „Gesundes“
  • Augenhöhe: Platzierung gesunder Produkte im direkten Blickfeld

Zwar besteht in Supermärkten die Herausforderung, dass solche gesundheitsbezogenen Änderungen stets mit solidem Umsatz des Supermarkts vereinbar sein müssen. Denn Supermärkte werden nicht kooperieren, wenn Nudges für eine bessere Ernährung mit Umsatzeinbußen verbunden sind. Doch wir sehen, dass sich Gesundheitsförderung und Rentabilität nicht ausschließen. Wie das geht, haben wir in einem anderen Blog-Beitrag dargelegt.

Restaurants: Auch Restaurants können sich an einer gesünderen Ernährung mit Nudges beteiligen. Gerichte, die an erster oder letzter Stelle der Speisekarte stehen, werden häufiger gewählt. Da bietet es sich natürlich an, bewusst gesunde Gerichte als erstes auf der Speisekarte zu platzieren. Auch Kinder wählen viel eher Gemüse und Salat, wenn diese Speisen Namen von Comic-Figuren oder Vorbildern tragen. Außerdem können gesunde Getränke als Alternative zur Cola eingeführt werden.

Tipps für Zuhause: Aus der Kommune kann man auch hervorragende Impulse für eine bessere Ernährung zu Hause geben. Ob einfache Hilfen für konkrete gesunde Gerichte (gerne in der Kombination der Kennzeichnung in Supermärkten) oder Tipps, um weniger Süßigkeiten zu naschen (z.B. kleine Portionen abpacken oder hoch oben im Schrank verstauen). Die Kommune kann hier hervorragender Impulsgeber sein für eine umfassende Gesundheitsförderung.

Fazit

Klar ist, Kommunen haben unzählig viele und vor allem erfolgsversprechende Möglichkeiten, Gesundheitsförderung zu betreiben. Dabei sind die hier skizzierten Punkte lediglich ein Auszug. So können sowohl in den hier aufgeführten Themengebieten Bewegung und Ernährung viele weitere Maßnahmen gefunden werden als auch für andere gesundheitsförderliche Themen, wie zum Beispiel Entspannung, Nudges eingeführt werden.

Du hast Fragen zu Nudging und wie du es bei deinen Herausforderungen am besten einsetzen kannst?
Dann schreib uns eine Mail an: info@laeuft.eu

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