Nudging im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM)

Umfassende Informationen und Ratschläge für alle Interessierten

Immer mehr Betriebe wenden inzwischen die Methode des Nudgings an, um die Gesundheit Ihrer MitarbeiterInnen zu fördern. Das Anwendungsfeld ist schließlich riesig: ob zur Förderung von mehr Bewegung, besserer Ernährung, mehr Entspannung und StressreduktionKommunikation und auch Arbeitssicherheit. Es gibt zahlreiche Beispiele. Mit diesem Artikel wollen wir in grundlegende Vorgehensweisen einführen.
Wie immer: meldet euch gerne bei weiteren Fragen oder Feedback zum Artikel bei dem Autor: mathias.krisam@laeuft.eu

Einleitung

Ob als Warnhinweis auf Tabakerzeugnissen oder als Nutriscore – in der Public Health ist Nudging bereits ein gängiges Mittel zur Steuerung gesundheitsförderlichen Verhaltens. Was in der öffentlichen Sphäre erfolgversprechende Effekte zeigt, lässt sich auch mit geringem zeitlichen, personellen wie finanziellen Aufwand auf Unternehmensebene implementieren.

Nudging erfolgt ohne Zwang und Verbot

Der Ansatz des Nudgings geht auf Richard Thaler und Cass Sunstein zurück und basiert auf der Theorie des libertären Paternalismus. Ihnen zufolge ist ein Nudge (Stups) ein Impuls zur sanften Handlungsbeeinflussung, d.h. jeder Aspekt der Entscheidungsarchitektur, der das Verhalten der AdressatInnen auf vorhersehbare Weise verändern kann, ohne dass dabei eine Option verboten oder ein ausschlaggebender ökonomischer Anreiz gesetzt wird. Außerdem muss ein Nudge von seinen AdressatInnen günstig und leicht zu vermeiden sein.

...im betrieblichen Gesundheitsmanagement

Auch dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement, als Überbegriff zu Arbeitsschutz und -sicherheit, Betrieblicher Gesundheitsförderung und gesundheitsfördernder Organisationsentwicklung, geht es um die vorhersehbare Beeinflussung des Verhaltens Beschäftigter. Trotz vielfältiger Ansätze und kreativer Umsetzung werden Gesundheitsinformationen jedoch in vielen Fällen nicht handlungswirksam. Die Anzahl an Arbeitsunfällen wird nicht signifikant gesenkt und betriebliche GesundheitsmanagerInnen klagen über fehlende Motivation der Belegschaft. Die Erkenntnis, dass Informationen alleine nicht ausreichen, bricht sich langsam, aber sicher Bahn in Unternehmen und Politik.

Entsprechend zielt eine Vielzahl an Nudge-Optionen auch nicht primär auf die Weitergabe von Informationen, sondern steuert das automatische Denk- und Entscheidungssystem an: Schnell, unbewusst, instinktiv und emotional werden hier Entscheidungen für eine Option und gegen eine andere Alternative getroffen. Auch wenn dieser Ansatz wissenschaftlich stark kritisiert und hinterfragt wird, stellt er eine für Nudging bedeutende Erkenntnis heraus: Über die bewusste Adressierung des automatischen Denk- und Entscheidungssystems kann menschliches Handeln in vorhersehbarere Weise so beeinflusst werden, dass die gesundheitsförderlichere Variante gewählt und handlungswirksam wird.

Ein Sportgerät, das überall verfügbar ist - die Treppe!

Sie möchten die körperliche Aktivität Ihrer MitarbeiterInnen steigern? Nutzen Sie doch „Sportgeräte“, die bereits vorhanden sind und zwar Ihre Treppen. Bringen Sie witzige Sprüche und Grafiken vor der Treppe bzw. Fahrstuhl und auf den Stufen an, die zur Benutzung der Treppe motivieren (attraktive und nicht-belehrende Kommunikation). Führen Sie zusätzlich kleine Wettbewerbe ein, bei denen fachbereichsübergreifend gezählt wird, wie viele MitarbeiterInnen wie häufig die Treppe genommen haben (Sozialer Wettbewerb). Häufig reicht auch einfach ein Plakat, auf das nach jedem Treppengäng ein roter Punkt geklebt werden darf. Loben Sie einen Preis für das Gewinner-Team aus (Anreiz) und kommunizieren Sie, wie viele bereits mitmachen (Soziale Normen). Lassen Sie sich im Verlauf weitere kreative Ideen einfallen, wie Sie das Treppenhaus attraktiver gestalten können (z. B. mehr Licht oder bessere Aussicht, Lieblingsbilder von MitarbeiterInnen, Nachrichten-Prompter, Musik etc.). Sie werden merken: Nach nur wenigen Wochen sprechen alle im Betrieb darüber und es etabliert sich eine soziale Norm des Treppensteigens, auch außerhalb des Betriebs.

Dos und Don'ts

DON'T

DO

Manipulieren

Transparenz: Stellen Sie sicher, dass die AdressatInnen wis­sen,
dass es verschiedene Optionen gibt und sie eine echte Wahlmöglichkeit haben.
Die Beschäftigten müssen wissen, dass sie genudgt werden. Außerdem muss das
Ziel der Maßnahme kommuniziert werden.

Gruppenzwang/ Diskriminierung ausüben

Reflektieren Sie kritisch: Suggerieren Sie mit dem Nudge (un)bewusst, dass die Alternativen, die nicht genudgt werden, per se irrational sind? Achten Sie bewusst darauf, ob durch den Nudge ggf. sozialer Druck aufgebaut wird. Sollte das der Fall sein, entschärfen Sie ihn durch eine Anpassung des Nudges.

Die Verantwortung auf Beschäftigte ablegen

Gesundheitsförderung und Arbeitsschutz stehen in der geteilten Verantwortung von ArbeitgeberIn und -nehmerInnen. Allerdings sollen die Beschäftigten durch übertriebenes Nudging auch nicht ‚zu ihrem Glück gezwungen‘ werden. Sie haben weiterhin eine Eigenverantwortung für ihre Gesundheit und Gesunderhaltung und ein Recht auf eine freie Entscheidung, wie sie sich beispielsweise ernähren.

Ausschließlich Verhaltensprävention einsetzen

Gerade Nudging eignet sich für eine Mischung von Maßnahmen der Verhaltens- und Verhältnisprävention. Dies verdeutlicht die geteilte Verantwortung. Insbesondere ermöglicht gerade Ver-hältnisprävention die grundsätzliche Etablierung einer gesundheitsförderlichen Unternehmenskultur.

Wo finde ich weitere Literatur zum Thema Nudging und BGM?

Eva Kuhn_Nudging

Autorin: Eva Kuhn

Wissensch. Mitarbeiterin UK Bonn
Schreib der Autorin für Feedback oder weitere Fragen zum Thema: eva.kuhn@ukbonn.de

Mathias Krisam

Autor: Dr. Mathias Krisam

Arzt und Geschäftsführer von läuft
Schreiben Sie dem Autor für Feedback oder weitere Fragen zum Thema: mathias.krisam@laeuft.eu

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